Unterwegs daheim... Zu Fuß durch Deutschland

Nur wo du zu Fuß warst, bist du auch wirklich gewesen. (Goethe)

Die Idee

Foto Th. Dold

"Im Juni 2009, an meinem 26. Geburtstag, wurde sie geboren: Die Schnapsidee heimzuwandern. Bevor ich mich auf die knapp siebenwöchige Reise begab, lebte ich bereits vier Jahre als Musikerin in der pulsierenden Großstadt Hamburg. Doch als Kind des Schwarzwalds zog es mich immer wieder zu den Bergen zurück, hin zu meinen Wurzeln. Das Verbinden meiner nördlichen und südlichen Heimat reizte mich und die Neugier nach dem „Dazwischen“. Was würde passieren, wenn ich einmal allen Luxus, alle Sicherheiten hinter mir ließe und ins kalte Wasser spränge?
Dass ich mich mit der Reise auch auf eine Art Spuren- und Wurzelsuche begeben würde, war unbewusst vielleicht die tiefste Motivation hinter all den Abenteuern, die mich auf den 1200-Kilometer weiten Heimweg lockten.

 

Auf einem Fernwanderweg unterwegs zu sein schmeckte für mich schon mit dem ersten Schritt nach Ferne, nach Weite, nach etwas „Großem“. Obwohl das Weitwandern ein Reisen im Schneckentempo ist, bietet es doch einzigartige Erlebnisse und berührende Begegnungen, die man sein Leben lang nicht vergisst. Während das Laute, Grosse, Schnelle, Spektakuläre in den Hintergrund tritt, eröffnet sich einem – wie unter einer Lupe- eine neue, einzigartige Welt, in der die scheinbar unwichtigen und doch existenziellsten Dinge wieder bedeutend werden. Eine Fußreise birgt einen Mikrokosmos von tausend

 

sinnlichen Erlebnissen, die intensiver, purer und lebendiger sind, als bei einem motorisierten Schnelltrip um den halben Erdball. Beim Fernwandern wird der Weg zum Ziel. Man fühlt, riecht und schmeckt förmlich jede Erhebung, jede Veränderung der Landschaft. Und mit jedem Hügel unter seinen Füßen lernt man seinen Körper, seine Kraft kennen – die täglich wächst. Mit ihr steigt der Mut und das Bewusstsein darüber, dass man nahezu alles schaffen kann, wenn man etwas wirklich will. 


Doch jede noch so weite Fußreise beginnt nun einmal mit einem ersten kleinen Schritt. Es braucht viel Überwindung und Wagemut, ein wenig Kühnheit – vielleicht auch eine kleine, gesunde Portion Naivität. Wenn man im Voraus alles berechnen würde, wo wäre dann das Abenteuer? Dass die Zeit reif war und dass es manchmal auch ein wenig Wut braucht, um sich auf Neuland zu wagen, zeigte sich besonders in den letzten Wochen und Monaten, bevor die Idee geboren wurde - als es förmlich in mir brodelte. Die engen Wände meiner Hamburger Stadtwohnung bedrückten mich. Ich sehnte mich nach Weite und Stille. Ich wollte frische Luft atmen, in der Natur sein. Ich musste raus - und zwar schleunigst!"


Aus dem Vorwort des Reise-Hörbuch "Unterwegs daheim- Zu Fuß durch Deutschland